Ausstellungen und
Projekte
Himmel
und Erde - Malerei und Zeichnung
Remise DEGEWO, 2008 |
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Brigitta
C. Quast
Bildende
Künstlerin
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Himmel
und Erde - Malerei und Zeichnung
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Diese
Ausstellung von Brigitta Quast zeigt nur eine Seite der
vielseitigen und auf mehreren
unterschiedlichen Gebieten
tätigen
Künstlerin. Installationen und Konzeptentwicklungen
gehören
ebenso zu ihren Bereichen wie Performance, Klang- und Textgestaltungen.
Die Künstlerin,
an zahlreichen Gruppenausstellungen in ganz
Deutschland, vor allem im Ruhrgebiet beteiligt,
ist
auch
durch mehrere Einzelausstellungen und Auftritte über
Berlin
hinaus bekannt geworden.
In Pankow stellt Brigitta Quast seit 1991,
damals in einer Ausstellung mit Marika Voss, nun zum
sechsten Mal aus.
In der Vielseitigkeit ihrer künstlerischen
Betätigungsfelder
hat Brigitta Quast
immer einen eigenen Weg verfolgt, nie
gehörte
sie zu einer Gruppe an, außer natürlich kurzfristig
bei
künstlerischen Projekten, und nie folgte sie in ihrer Arbeit
einem
momentan vorherrschenden
Stil. Der Titel dieser Ausstellung Himmel und
Erde orientiert sich sowohl an
den schmalen
Formaten der Gruppe der Horizontbilder, als auch an den
Wolkenbildern, in denen die Farbe
BLAU vorherrscht.
In
ihrer Malerei und Zeichnung bewegt sich die Künstlerin
zwischen
Gegenständlichkeit, Figurativem und Abstraktion, wie wir auch
an
den hier gezeigten Arbeiten
aus den Jahren 2006-2008 sehen
können.
Stets aber entwickelt sie ihre künstlerischen
Kompositionen
von einem optischen Landschaftseindruck aus, auch wenn die Landschaften
topographisch nicht konkret sind, und die Himmel und Wolkenformationen,
auch wenn sie über Berlin wahrgenommen wurden,
überall
denkbar sind.
Auch die mehr gegenständlich wirkenden Arbeiten, die
Landschaftliches allgemein interpretieren,
wie die Horizontbilder, oder
die Wolfskörper und die großen maskenhaften
Köpfe
(Flint, Ahne,
Lanze, Wolfsfrau), sind wie
auch die abstrahierten
Wolkenformen, die zu Farbformen wurden,
eher als Sinnbilder, als
Metaphern oder als Zeichen zu verstehen.
Brigitta Quast bevorzugt in
allen Motivkreisen das Arbeiten in Zyklen. |
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Wenden
wir uns zunächst den mehr abstrakt wirkenden
sogenannten
Wolkenbildern
von 2004-2007 zu. Sie zeigen wenige, nur 2-3 stark
farbige Flächen oder Farbkissen,
rund (Der tiefe Gesang,
2004),
vier- oder rechteckig geformt (o. T. von 2007), breit
oder schmal (Drei
Wolken, 2004), umgeben von Blau, bzw. vor Blau, Grau oder
Rosé
gesetzt und meist durch einen ebenfalls in der Schwebe gehaltenen erd-
oder grasfarbenen
Streifen untersetzt. Sie sind sozusagen die
Entsprechung zu Quasts Oasenbildern
der späten neunziger
Jahre, wo
Grün die dominante Farbe war.
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Die Farbfelder
sind aus den
Wolkenformen entwickelt, die wir in den Horizontbildern oder in den
Wolkenstudien I-IV ganz konkret
erkennen und unterscheiden
können,
ob es eine lockere Kumuluswolke (Schönwetterkumulus,
Gegenlicht,
2007) oder eine schwarze Regenwolke ist (Schwarze Wolke, 2008; In
Richtung Horizont , Schwarze Wolken, 2007). Aber Rechteck, Viereck oder
Kreis
bedeuten in den abstrahierten
Wolkenbildern nicht Geometrie, denn die Farbfelder werden in der
Schwebe gehalten und die Farben
treten nicht monochrom auf, sondern sie
scheinen leicht und leise zu vibrieren, zu atmen, wenn man das so sagen
kann, da sie aus
mehreren durchlässigen, transparenten
Schichten
aufgebaut sind. Die Konturen der Farbformen sind keine exakten
Begrenzungen,
sondern sie sind porös, sie sind offen und
verbinden
sich sowohl mit den darunter liegenden Farbschichten, als auch mit den
sie
umgebenden, sie lassen sozusagen zu, dass die einzelnen Farbfelder
aus ihrer Isolation heraustreten. |
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Man sollte
vielleicht weniger von
Farbfeldern, als eher von Farbräumen oder von
Farbkörper
sprechen, die schweigend und schwebend sich vor einem scheinbar
dahinterliegenden Farbgrund
aufbauen oder auch aus ihm
heraustreten und eine geistige Bedeutung erlangen, indem sie Farbe
als
eine aus sich selbst heraus wirkende Kraft definieren, so wie wir dies
beispielsweise auch in
Gotthard Graubners Arbeiten wieder finden.
Vor
allem aber assoziieren wir Werke von Mark Rothko und der
amerikanischen
Color-field-Painting der fünfziger Jahre,
obwohl
Rothko in seiner Malerei von einem vollkommen
anderen Ansatz
ausgegangen ist. Aber auch Brigitta Quast hat sich für ruhende
und
schwebende
Farben entschieden, so dass diese Bilder eine
große
Stille atmen und den Betrachter veranlassen,
sich in sie zu versenken.
Ähnlich wie auch bei Rothkos Bildern können die
Farbflächen zu
Resonanzflächen meditativen Verhaltens
werden.
Wie die Wirkung , so ist auch der Entstehungsprozess der Bilder, denn
Brigitta Quast arbeitet mit
großer Behutsamkeit, langsam und
überlegt. Kleine, sich wiederholende Bewegungen,
Rhythmen,
gleichsam Rituale, bestimmen den Entstehungsprozess eines Bildes und
lassen bei genauem
Hinsehen durchaus Spuren dieser Handlungen erkennen.
Spontaneität, gestischer Malduktus,
expressive Farbbewegung
ist
ihren Bildern fremd.
Erstaunlich für mich ist, dass es der Künstlerin
gelingt,
dass die Ölfarbe in ihrer Malerei einen
Pastell-Charakter
annimmt. Das liegt nicht allein in der transparent gehaltenen
Überlagerung
der
einzelnen Farben, die dünn aufgetragen und sehr trocken
gehalten sind, sondern vor allem daran,
dass Brigitta Quast nicht mit
dem Pinsel arbeitet, sondern die Ölfarbe mit einem
Läppchen,
mit
Schwämmchen oder mit der Hand auf die Leinwand, den Karton
oder auf das Papier reibt,
wischt, verwischt, auswischt, abkratzt und
erneut aufbringt. Die Schraffuren und Spuren sind bei
näherer
Betrachtung deutlich zu erkennen. Ihren Arbeiten liegt stets eine grobe
Entwurfsskizze
auf der Leinwand zugrunde, in der die einzelnen Formen
zueinander platziert werden.
Die langen, extrem schmalen Formate der Horizontbilder mit weiten
Himmeln und
unterschiedlichen, oft dunklen Wolkenformationen oder
rötlichen Abendhimmeln über
der Stadt (Über
der Stadt,
Himmel über Berlin) gehen den abstrakter wirkenden
reinen Farbfeld-Wolkenbildern voraus, bzw. sie entstehen
parallel.
In den
Horizontbildern sind die Bildflächen in verschieden breite und
spannungsvoll gegeneinander
gesetzte Streifen von Himmel, Wasser oder
Erde geteilt. Optisch führen die Himmels- und
Erdstreifen
über den Bildrand hinaus und entwickeln Tiefe und Weite. Es
sind
Ausschnitte einer
sich nach allen Seiten hin fortsetzenden
Landschaftsformation von bedeutender, ja Sehnsucht
erweckender
Raumtiefe und Weite, wie wir dies von der Malerei der Romantik her
kennen,
etwa bei Caspar David Friedrich, bei dem Norweger Clausen Dahl
oder bei John Constable’s
und William Turners Landschafts-
und
Wolkenstudien.
Besonders Turner verehrt Brigitta Quast seit ihres
Studienaufenthaltes in London. In der
zeitgenössischen
deutschen
Malerei kenne ich nur eine Künstlerin, die die Wolke und die
Himmelslandschaft zum selbständigen Bildmotiv erhoben hat, das
ist
die Dresdner Malerin
Gerda Lepke, die auch in Berlin nicht unbekannt
sein dürfte.
Die im Himmelsstreifen, - der meist zwei
Drittel der
Bildfläche einnimmt -, stehenden oder ruhig
dahingleitenden
Wolkengebilde ziehen den Blick des Betrachters ebenso auf sich, wie die
Horizontlinie. Auch diese Bildergruppe strahlt Ruhe und Stille aus,
selbst dann, wenn dunkle
Regenwolken aufgezogen sind. Sowohl in der
Gruppe der abstrahierten Wolkenbilder, als auch
in den Horizontbildern
versucht Brigitta Quast den Dreiklang von Farbe, Licht und Raum zur
Wirkung zu bringen und erreicht damit eine eindringliche Poesie. |
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Die Reihe der
Köpfe, eher der Gesichter, die Namen
wie Wolfsfrau
und Ahne und die
symbolhaften Zeichen, die die Bezeichnung
Flint und
Lanze tragen, gehen nicht von einer
Realität aus, sie sind
vorgestellte, mich orientalisch anmutende oder archetypische
Köpfe
und Zeichen aus einer unbestimmten Vorzeit und Kultur. 2006 entstanden,
stellen sie eine
ganz andere Gestaltungs- und Wirkungsweise im Werk von
Brigitta Quast dar.
Streng frontal, fast das gesamte Bildformat
einnehmend, erscheinen sie in ikonenhafter
Strenge und von
großem
Ernst. Aufgesockelt auf kurzen Hälsen oder auf hochgezogenen
Schulten erheben sich die Gesichter, gleichsam wie Erscheinungen, mit
weit geöffneten
Augen und einem in die Ferne gerichteten
Blick,
mit fest geschlossenen, üppig geformten
Lippen, mit langer
gerader
Nase und rahmendem Haar vor grauem Hintergrund.
Die Farbigkeit ist fahl
und durchsetzt, bzw. überdeckt mit viel Weiß, um
Ferne und
Alter zu verdeutlichen, ebenso wie bei den symbolhaften Zeichen Flint
und Lanze.
Der Farbauftrag ist eher zeichnerisch als malerisch zu
nennen,
denn wir erkennen Strich und Linie.
Die Gesichter könnten Kraft, Entschiedenheit oder Erdverbundenheit, definieren.
Im Entstehungsprozess dieser Bilder tritt Brigitta Quast, wie sie es selbst erklärt,
in einen Dialog mit den Gesichtern. |
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In
diesen Kontext gehören auch die
Wolfsbilder, in denen
Brigitta Quast versucht,
den Begriff von Einsamkeit und Klage
am
Beispiel eines nur noch in Märchen,
aber in unseren Regionen
kaum
mehr
- oder schon wieder ? -
vorkommenden Tieres zu symbolisieren.
Lassen Sie sich, meine sehr verehrten
Damen und Herren, bei der
Betrachtung
der Arbeiten von Brigitta Quast
entweder in jenen der
Romantik
verpflichteten Dialog mit den
Horizonten, den Wolkenbildern,
vielleicht auch mit den archetypischen Gesichtern ein oder, aber Sie
bevorzugen
die schwebende Farbfeldmalerei
und deren meditativen
Charakter.
Dr.
Sibylle Badstübner-Gröger |
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Titel, Größe und Technik erscheint per ruhendem Mauszeiger auf den Abbildungern. |
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